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Gesprächsreihe: CSR & Unternehmensleitung Best Practice-Beispiele aus dem Alumni-Netzwerk
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Im Gespräch mit a.o. Univ.Prof. Dr. Christian Friesl, MBA Bereichsleiter Bildung & Gesellschaft, Industriellenvereinigung Alumnus der Katholischen Theologie (Universität Wien) |
Alumni: Wie definieren Sie CSR und Nachhaltigkeit? Was versteht die Industriellenvereinigung darunter?
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Friesl:Ganz grundlegend ist CSR ein Modell für Unternehmen, um ökologische und soziale Aspekte in ihre wirtschaftliche Tätigkeit zu integrieren. Für die Industriellenvereinigung ist diese Definition von Corporate Social Responsibility untrennbar mit dem Begriff der Nachhaltigen Entwicklung verbunden, welcher über die landläufig unter „Nachhaltigkeit“ verstandene Langfristigkeit bzw. Dauerhaftigkeit hinausgeht. Vielmehr handelt es sich dabei um ein politisches Konzept, nach dem die ökologische, die soziale und die ökonomische Dimension in einer Gesellschaft auf Dauer bestmöglich in Balance sein sollen. Wird eine dieser drei Säulen langfristig überstrapaziert, so kann dies nur auf Kosten der anderen geschehen – und CSR ist sozusagen der unternehmerische Beitrag zu dieser Nachhaltigen Entwicklung.
Bereits vor der Etablierung des Begriffs CSR im Jahr 2001 gab es durchaus Unternehmen, die sich mit ihrem gesellschaftlichen Engagement in der Region bemühten, Nachhaltige Entwicklung zu initiieren. So gesehen ist es zwar nicht neu, dass sich Firmen auch im sozialen und ökologischen Bereich einbringen, eine Leistung des CSR-Modells war es jedoch, aus der Eigenverantwortung und Individualität hinsichtlich des Engagements einen mittlerweile internationalen Standard zu schaffen. Bei CSR handelt es sich somit um kein Human- oder Sozialprogramm, sondern vielmehr um ein unternehmerisches Modell.
Alumni: Wie wird CSR bei der IV umgesetzt?
Friesl: In der Industriellenvereinigung beschäftigen wir uns mit dem Thema CSR seit es 2001 in Österreich aufkam. Heuer haben wir den Bereich Bildung und Gesellschaft geschaffen, in dem wir uns in acht Schwerpunkten bewusst mit bildungs- und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Einer dieser Schwerpunkte nennt sich Gesellschaftliche Verantwortung und ist damit die deutsche Übersetzung von CSR. Aber auch andere Schwerpunkte wie Migration & Integration oder Frauen – Beruf – Familie hängen stark mit CSR zusammen.
Friesl: Unternehmen, die eine Implementierung von CSR in die Geschäftstätigkeit anstreben, sollten zunächst nachforschen, was auf diesem Gebiet schon getan wird – denn die meisten Unternehmen engagieren sich bereits. Um CSR auf der Höhe der Zeit zu betreiben, muss man sich mit den Berührungs- oder Konfliktpunkten mit der umgebenden Gesellschaft auseinandersetzen und schließlich einen Schwerpunkt für sein gesellschaftliches Engagement festlegen. Dieser sollte auf jeden Fall in dem Bereich angesiedelt sein, wo auch das Kerngeschäft des Unternehmens liegt. Anstatt sich etwa in einem Entwicklungshilfeprojekt zu engagieren, würde ich einem Finanzdienstleister raten, ein Socially Responsible Investment anzubieten.
Alumni: Inwiefern dienen CSR-Aktivitäten den Unternehmen?
Friesl: Es ist mir wichtig festzuhalten, dass das gesellschaftspolitische Engagement von Unternehmen in erster Linie eine wirtschaftsethische Aktivität sein soll. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass CSR-Aktivitäten einer Firma in der Regel auch zu einem unternehmerischen Nutzen führen. So kann etwa das Vertrauen der Bevölkerung in das Unternehmen in der Region gesteigert werden oder CSR der Mitarbeiterbindung dienen, was wiederum eine Kosteneinsparung bei der HR-Akquise und damit einen ökonomischen Nutzen mit sich bringen kann. Hinter CSR-Aktivitäten darf auch eine strategische Geschäftsidee stehen, wie etwa der Wunsch sich von anderen MitbewerberInnen abzuheben, in erster Linie muss es jedoch immer um den gesellschaftlichen Wert gehen.
Alumni: Mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen sind Unternehmen bei der Umsetzung von CSR konfrontiert?
Friesl: CSR ist eine Thematik, in der mittlerweile viel Expertise aufgebaut wurde, sodass auch die Modelle anspruchsvoller werden. Mit der ISO 26000, gibt es eine Fülle an internationalen Richtlinien und Verhaltensempfehlung, nach welchen sich Unternehmen zertifizieren lassen können. Vor allem für größere Unternehmen bedeutet die Implementierung von CSR zunächst einmal, dass die gesamte Firma durchleuchtet werden muss, um verbesserungswürdige Indikatoren ausfindig zu machen. CSR kann nicht von heute auf morgen in die Unternehmenstätigkeiten aufgenommen werden, vielmehr erfordert der Umsetzungssprozess viel Geduld. Bei börsennotierten Unternehmen können durchaus einige Jahre zwischen der Ausarbeitung eines CSR-Konzepts und dem Zeitpunkt, an dem man damit an die Öffentlichkeit tritt, liegen.
Alumni: Wie können sich ökonomische Erfordernisse und gesellschaftliches Engagement in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verbinden lassen?
Friesl: Hierbei kommt es sehr stark auf die CSR-Strategie eines Unternehmens an. Wenn das gesellschaftspolitische Engagement einer Firma mit dem Kerngeschäft zu tun hat, viele MitarbeiterInnen daran beteiligt sind und damit die Verantwortung aufgeteilt ist, dann werden wirtschaftliche Krisen vielleicht sogar zu Stärken und dem CSR-Thema wird es „gut gehen“. Handelt es sich jedoch um ein finanziell getriebenes CSR-Projekt, etwa wenn eine Firma 30.000 Euro im Jahr für eine bestimmte Initiative zur Verfügung stellt, so kann es durchaus sein, dass dieses in wirtschaftlich schlechteren Zeiten in Frage steht. Alumni: Ist CSR eher etwas für große Unternehmen, oder ergibt es auch für kleinere Betriebe Sinn, sich gesellschaftlich zu engagieren?
Friesl: Das CSR-Modell wurde zunächst stark für größere Unternehmen konzipiert, die von ihrer Eigentümerschaft her stärker anonymisiert sind als kleine Betriebe, in denen die Verantwortung des Eigentümers einfacher bzw. besser fest zu machen ist. In Management-Unternehmen – die aus Aktionären bestehen oder wo der CEO vielleicht alle fünf Jahre wechselt – ist CSR ein Modell, durch das so eine verantwortliche Unternehmenskultur eingeführt werden kann. Allerdings engagieren sich vor allem regionale Gewerbetreibende ohnehin häufig in ihrem Umfeld. Da kleinere Unternehmen oft stark in Kontakt mit der umgebenden Bevölkerung sind, geschieht ihr gesellschaftliches Engagement viel unmittelbarer, sodass sie bereits einen Kern von CSR in sich tragen. Dafür haben große Konzerne für CSR-Tätigkeiten wiederum mehr Ressourcen und können sich, anders als kleine Unternehmen, eine CSR-Abteilung und SpezialistInnen leisten.
Alumni: Wie wichtig ist die kommunikative Begleitung von CSR-Aktivitäten? Handelt es sich dabei um PR-Maßnahmen?
Alumni: Welche Fähigkeiten und Kompetenzen sollten CSR-ManagerInnen für den Job mitbringen?
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2003 rief die Industriellenvereinigung in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die Initiative CSR-Austria ins Leben, um für das Thema der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen auch in Österreich ein breites öffentliches Bewusstsein zu schaffen.
Resultierend aus zwei breit angelegten Stakeholder-Dialogen zu CSR skizzierte die IV gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und dem Wirtschaftsministerium ein CSR-Leitbild, in dem sich die österreichische Wirtschaft in 16 Grundsätzen zu CSR bekennt.
Im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung engagiert sich die IV unter anderem als Träger des Trigos – Österreichs führender Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften – und der Unternehmens-plattform für CSR respACT. |
Nach dem Konzept des Social Business‘ verschreiben sich Unternehmen der Lösung ökologischer und sozialer Probleme in der Gesellschaft mit Hilfe ökonomischer Mitteln. Bei einem Social Business handelt es sich damit nicht um eine NGO oder eine einzelne Initiative, sondern um ein Sozialunternehmen. |
Socially Responsible Investments sind Finanzinvestitionen, in denen neben wirtschaftlichen auch zahlreiche weitere Zielfunktionen, wie Umweltaspekte oder Menschenrechte, berücksichtigt werden. Indem AnlegerInnen ihre Investition an bestimmte soziale und/oder ökologische Forderungen binden, können diese aktiv dazu beitragen, die Strategien von Unternehmen, in die sie investieren, zu beeinflussen. |
Die Internationale Organisation für Normung (ISO) beschloss 2010 den Leitfaden gesellschaftlicher Verantwortung „Guidance Standard on Social Responsibility – ISO 26000“. Dieser Leitfaden dient Unternehmen und Organisationen in ihrem gesellschaftlichen Engagement als Orientierung und enthält Verhaltensempfehlungen in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften. Bei der ISO 26000 handelt es sich jedoch um keine zertifizierbare Managementsystem-Norm, sodass ihre Anwendung freiwillig ist. |
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>> Wie sieht das nachhaltige Unternehmen der Zukunft aus?
„Das nachhaltige Unternehmen der Zukunft bietet innovative Produkte und Dienstleistungen an. Es achtet auf die Qualifikation und Weiterbildung seiner MitarbeiterInnen und pflegt einen strukturierten Dialog mit seinen Stakeholdern. Gerade aus dem Austausch mit den Vertretern der Gesellschaft entstehen neue Geschäftszweige.“ |